Einführung: Dienstag, 18. Februar 2020, 10:00 Uhr, HIL D 15
Das Entwerfen mit bestehenden Gebäuden hat heute in der Arbeit eines Architekten oder einer Architektin einen hohen Stellenwert und wird in Zukunft noch wichtiger werden. Durch das immer knapper werdende Bauland wird man das Vorhandene als wichtige kulturelle, soziale und architektonische Ressource für die Gestaltung der Zukunft noch mehr schätzen lernen. Im Umgang mit dem Bestand muss sich die Architektin oder der Architekt in eine vorhandene Struktur hineindenken, den Entwurfsgedanken seines Vorgängers nachspüren, diese interpretieren und weiterentwickeln. Gerade die Sperrigkeit des Bestands kann Denkanstösse für neue Lösungen und Entdeckungen liefern. In der Baugeschichte war das Weiterbauen des Vorhandenen schon immer ein selbstverständlicher Teil des Baugeschehens und wurde nur in der klassischen Moderne in seiner Bedeutung vorübergehend relativiert.
Unter dem Titel Umwandeln – Wiederverwenden – Erweitern erforschen wir das im Bestand gespeicherte, architektonische, soziale, strukturelle, räumliche und bildhafte Potential und versuchen, dieses für das Projekt zu aktivieren. Es geht darum, dass man sich einerseits mit dem Bestand auseinandersetzt, etwas Bestehendes umwandelt, wiederverwendet und andererseits mit Neubauten im Bezug zum Bestand erweitert. Die Übungsfelder sind sechs Areale aus verschiedenen Zeiten mit unterschiedlichen Bausubstanzen. Die Spinnerei Floos in Wetzikon und die ehemalige Maggi Fabrik in Kemptthal entstanden im 19. Jahrhundert. Der Schlachthof Zürich und die ABB Hallen 550 in Oerlikon wurden anfangs des 20. Jahrhunderts gebaut. Das Wohnhochhaus Triemli und das ehemalige Hotel Waldhaus Dolder stammen aus den 60iger und 70iger Jahren. In den industriellen Arealen sind die ehemaligen Nutzungen obsolet geworden, und es sind Strategien für intelligente Umnutzungen zur Revitalisierung gefragt. Bei den beiden Wohnbauten wird die bestehende Nutzung neu interpretiert. Bei allen Bauplätzen ist zudem ein verträgliches Mass an neuer Nutzfläche gefordert, was Neubauten in Form von An-, Auf-, Um- und Einbauten zur Folge hat. Wird das Bestehende mit neuen Nutzungen konfrontiert, sind Eingriffe notwendig, die von der Reparatur bis zur vollständigen Überformung gehen können. Die Präsenz und Qualität des Bestandes werden das Neue fortlaufend herausfordern. Dabei wird dem Nebeneinander von Alt und Neu und ihren jeweiligen Bildwelten eine besondere Bedeutung zukommen. Mit der Übung ,Bild – Form’ wird dem Bestehenden spielerisch und intuitiv nachgespürt und das richtige sehen gelernt.
Mit der Übung ,Bild – Vision‘ wird das Konzept des Projektes in einer prägnanten Darstellung umfassend dargestellt. Beide Übungen sind Teil der Schlussabgabe. Vorträge über und Besichtigungen von Referenzprojekten werden den Entwurfsprozess ergänzen. Die Projekte werden an den Schlusskritiken mit Gästen und dem Lehrstuhl in der Bandbreite von Konzeptidee, Umgang mit dem Bestand, städtebauliche und architektonische Präsenz sowie der Qualität der Aussen- und Innenräumen besprochen.
LV Nr. 052-1118-20L, Entwurf in 2er Gruppen
Tischbesprechungen dienstags/mittwochs
3 Zwischenkritiken, Schlusskritik.
Assistenz: Kathrin Sindelar, Moritz Holenstein, Ania Tschenett