Unter bestimmten Gesichtspunkten mag die Behauptung zutreffen, dass es sich beim Film um die «moderne Kunst par excellence» handelt. Dazu zählt historisch gesehen sein ebenso zwangsläufiges wie mirakulöses Erscheinen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert; dazu zählt seine sprichwörtlich gewordene Reproduzierbarkeit, die den hundertfach kopierten, in Rollen verpackten und um den Globus versandten Filmstreifen zum prototypischen Kunstwerk des Massenzeitalters werden liess; dazu zählt schliesslich, was den Film zumindest vordergründig als Stimulans für verwandte Tendenzen in der Modernen Architektur erscheinen liess: das Moment der Bewegung und die Idee der Raumdurchdringung. Gleichzeitig ist der Film nichts anderes als die Wiederkehr und ansatzweise Verwirklichung eines uralten Menschheitstraums: der Wiedererschaffung der Welt nach ihrem eigenen Bild. So neu also der Film in technischer Hinsicht sein mag, so alt ist er seinem Wesen nach.
Auf jeden Fall aber verweist das eigenartige Double der Welt, welches auf Leinwänden, Fernsehern und Displays zu sehen ist, zurück auf die Wirklichkeit. Der in stetiger Veränderung begriffene Blick des Films auf Landschaften, Städte, Häuser und Wohnungen enthüllt dabei immer neue Geheimnisse des alltäglich gelebten Raums. Entlang der Schnittstelle zwischen Film- und Baukunst beleuchtet das Seminar die mittlerweile über hundertjährigen Geschichte des bewegten Bildes über die Analyse ausgewählter Filme und Texte.
Wahlfacharbeiten sind erst im Anschluss an das Wahlfach in den Wintersemesterferien möglich. Der Besuch des Wahlfachs wird vorausgesetzt.
Wahlfach Raumkonzepte in Film und Architektur, Herbstsemester 2017
Professur Annette Gigon / Mike Guyer
Dozierende: Dr. Marcel Bächtiger
Kontakt: Dr. Marcel Bächtiger